TTSV Saarlouis-Fraulautern e.V.

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Hauchdünnes Unentschieden hilft dem FSV Kroppach auf die Sprünge

Kristin Silbereisen vom FSV Kroppach ringt Ni Xialian nieder

Frankfurt/Main. 406 Zuschauer haben dem Gipfeltreffen zwischen dem TTSV Saarlouis-Fraulautern und dem FSV Kroppach eine Rekordbeteiligung verliehen. Lange hatten die Saarländerinnen die Nase vorn, doch Kristin Silbereisen rettete dem amtierenden Deutschen Meister gegen Ni Xialian das 5:5 und damit den entscheidenden Vorteil im Titelrennen. Der SV DJK Kolbermoor und die SV Böblingen trennten sich ebenfalls 5:5. Nach einem 2:5 verdankte der Aufsteiger Sabine Winter, einer überragenden Krisztina Ambrus und Chantal Mantz die erfolgreiche Aufholjagd. Eine katastrophale Vorstellung leistete sich der ttc berlin eastside, der beim TUSEM Essen mit 2:6 baden ging.


TTSV Saarlouis-Fraulautern - FSV Kroppach: 5:5

Ni Xialian verliert erstes Saisoneinzel gegen Kristin Silbereisen

Große Emotionen spielten sich in dem für den TTSV Saarlouis-Fraulautern und FSV Kroppach wohl wichtigstem Rückrundenspiel der Saison, vielleicht sogar der Vereinsgeschichte ab. Dieses Prestigeduell erlebte mit 406 dann auch einen neuen Zuschauerrekord, denn die beiden Topklubs der Liga werden nach der Rückzugsbekanntgabe zur Saison 2013/14 so schnell nicht wieder aufeinander treffen. Deshalb wollten die Saarländerinnen ihre voraussichtlich letzte Chance bei den Hörnern packen. Der erste Deutsche Meistertitel wäre die Krönung für die Gastgeberinnen, eine Niederlage hätte bei zwei Punkten Rückstand vor diesem Gipfeltreffen allerdings fatale Folgen.

Deshalb startete der Tabellenzweite gleich eine Offensive in den Doppeln, die im Hinspiel beide der bislang sechsfache Titelträger vereinnahmte. Die veränderte Zusammensetzung sollte für den TTSV der Schlüssel zum Erfolg bedeuten. Nadine Bollmeier trat diesmal nicht mit Li Jiao sondern mit Ni Xialian gegen Wu Jiaduo/Kristin Silbereisen an, und Li Fen spielte zusammen mit Li Jiao gegen Shan Xiaona/Krisztina Toth. Und die Rechnung sollte aufgehen, Li Fen vom TTSV Saarlouis-Fraulautern holt das 3:0 (Aufnahme: Rainer Oppenheimer)denn beide Duos legten eine 2:1-Satzführung vor. Die guten Möglichkeiten, die sich der FSV danach erkämpfte, vereitelten die Saarländerinnen entschlossen, denn Li Fen/Li Jiao machten aus einem 1:4 und 8:9 ein 11:9, und Nixi/Bollmeier zeigten sich von einem 7:11 unbeeindruckt. Nach einem 6:2 im fünften Abschnitt und 9:7 erarbeiteten sie sich drei Matchbälle, wovon der erste gleich genutzt wurde. Ein Bilderbuchauftakt für den TTSV, während die Mannschaft mit den besten Doppeln Liga mit einer ungewohnten Situation konfrontiert wurde.

Der Schock weitete sich für den Spitzenreiter aus, als Wu Jiaduo gegen Li Fen nach einer 2:1-Satzführung mit 9:11 im fünften Abschnitt scheiterte. Dabei lag die Europameisterin von 2009 noch 7:6 und 9:7 vorn. Ein Tanz auf dem Vulkan lieferte sich auch die Deutsche Meisterin Shan mit Li Jiao. Ein 11:5, 11:8 deuteten die glänzende Verfassung und das große Selbstvertrauen der 30-Jährigen an, doch nach einem hauchdünnes 12:14 drohte auch diese Partie zu kippen, zumal den Vergleich der Hinserie die Niederländerin klar dominiert hatte. Als Li Jiao aus einem 6:10 ein 9:10 machte, wurden die Nerven von Shan einer Zerreißprobe unterzogen, doch ein 11:9 ließ einen dicken Stein der Erleichterung zu Boden fallen. Ein 0:4 wäre sicherlich auch für ein hervorragend besetztes Team wie den FSV nur schwer aufzuholen gewesen.

Im unteren Paarkreuz zeigte Toth dann Ni Xialian mit einem 11:9 und 8:3 die Zähne, doch di bis dato ungeschlagene Luxemburgerin wendete diesen Kampf zweier Linkshänderinnen zu einem 12:10, 11:7. Am Nebentisch steigerte sich Bollmeier nach einem 9:11 zum 11:8 gegen Silbereisen. Beim 4:6 im dritten Satz benötigte Silbereisen neue Instruktionen, denn diese Taktik führte nicht zum Erfolg. Inzwischen quittierte Toth ein 7:11, sodass sich die Saarländerinnen zum 4:1 davon schlichen, und die Nummer drei ihre weiße Weste im Einzel wahrte. Silbereisen kämpfte sich nach einem 8:10 zum 10:10. Das 12:10 wirkte befreiend, und nach einem 5:2 war es Bollmeier, die sich die Auszeit genehmigte. Mit einem 11:5 hielt Silbereisen die hochklassige und spannende Begegnung offen.

Shan marschierte gegen Li Fen zu einem 11:5, 11:7, doch das Match drohte nach einem 6:11, 10:10 die Wende zu nehmen. Zum 12:10 behielt Shan einen kühlen Kopf, drehte zum Hinspiel den Spieß um, und eröffnete dem FSV die Hoffnung auf ein 5:5. Bei Wu Jiaduo hinterließ die knappe Niederlage gegen Li Fen scheinbar Spuren, denn sie scheiterte auch mit 1:3 gegen Li Jiao. Mit einem Bein stand der amtierende Deutsche Meister also in dieser Partie im Aus.

Eine überragende und nervenstarke Silbereisen avancierte neben Shan zur Leistungsträgerin, denn mit einem exzellenten 13:15, 11:9, 12:10, 12:10 sorgte die Nummer drei des FSV für den erste Saisonniederlage der zweifachen Europameisterin Ni Xialian. Nach einem 3:7 im vierten Satz ist diese Topleistung noch höher zu bewerten. Parallel hatte sich Toth mit einem 9:11, 11:5, 11:9, 11:7 in der Höhle des Löwen gegen Bollmeier ausgezeichnet. Der dritte Abschnitt wirkte sich nach einem 5:7 aus Sicht von Toth als positiver Knackpunkt aus.

"Es hat nicht sollen sein, denn damit ist für mich die Deutsche Meisterschaft entschieden. Die Chance nach dem 3:0 zu einem 6:1 oder 6:2 war da. Aber wir dürfen auf eine Rekordkulisse stolz sein. Wir erlebten eine riesige Stimmung und tollen Sport. Alle Spiele standen auf der Kippe. Wir sahen ein Match mit umgekehrten Vorzeichen zur Hinrunde. Aus einem 0:2 in den Doppeln machten wir ein 2:0, aber dafür gewann Shan diesmal beide Spitzeneinzel, im ersten Vergleich verlor sie zweimal. Schade, dass Nadine vor allem gegen Silbereisen leichte Fehler machte, da war mehr drin. Nixi wirkte gegen Silbereisen etwas fahrig, aber sie war sich natürlich der Bedeutung dieser Partie bewusst. Silbereisen agierte sehr stark, nervlich sehr stabil. Wir sind über das Ergebnis natürlich enttäuscht, nicht aber über das Spiel als solches. Wenn wir diese Begegnung früher gehabt hätten, hätten wir auch sicher unsere restlichen Sponsorengelder bekommen. Doch die geringe Attraktivität zu Beginn der Rückrunde kostete uns unseren Verbleib. Es ist schon bitter, das diese beiden Mannschaften von der Bildfläche verschwinden", fasste TTSV-Manager Heinz Falk zusammen.

"Wir waren eigentlich schon klinisch tot, aber was die Mannschaft dann für eine Moral rausgehauen hat, war schon unglaublich. Wir sind ja von Anfang an hinterher gelaufen, aber wir waren alle sehr ruhig. Ein dickes Lob geht an unsere Fans, die uns in dieser kritischen Phase toll unterstützt haben. Kristin lag im vierten Satz schon 5:10 hinten, doch bei jedem Punkt den sie näher rückte, zeigte sie Nixi die Faust, signalisierte damit, ich bin da, ich schenke dir keinen einzigen Ball. Störrische Ruhe und konsequente Taktik bescherten ihr und uns den wichtigen Punktgewinn. Aber auch Nana gebührt ein dickes Lob. Sie traute sich in den engen Phasen etwas zu und wartete nicht auf die Fehler ihrer Gegnerinnen. Sie hat uns am Leben erhalten. Dudu spielte gegen Li Fen richtig gut und verlor nur unglücklich. Alle anderen waren zur Stelle, prima. Mit den zwei Punkten Vorsprung liegen wir nun sehr aussichtsreich im Kampf um den siebten Titelgewinn im Rennen", erklärte FSV-Teambetreuer Dennis Leicher erfreut.


SV DJK Kolbermoor - SV Böblingen: 5:5

Zufriedene Gesichter auf beiden Seiten

Für den Tabellensechsten SV DJK Kolbermoor entwickelte sich die Auftaktphase gegen die SV Böblingen so gar nicht nach dem Geschmack der 215 Fans. In den Doppeln ergab sich ein 1:1 wobei sich Wenling Tan-Monfardini/Sabine Winter nur knapp mit 11:8, 10:12, 13:11, 12:10 gegen Nicole Struse/Alexandra Urban durchsetzten. Im Gegenzug siegten Qianhong Gotsch/Xu Yanhua 3:0 gegen Krisztina Ambrus/Chantal Mantz.

Zeitgleich benötigten dann aber Tan-Monfardini nach einem chancenlosen 4:11, 5:11, 0:3 gegen Xu und Winter nach einem 11:7, 4:11, 3:11, 2:6 gegen Gotsch eine Auszeit. Für das SV DJK-Spitzenduo gab es keine Rettung mehr, sodass die Gäste mit einem jeweils deutlichen 11:5 den Oberbayern den Wind erst einmal aus den Segeln nahmen.

Im unteren Paarkreuz hielt die Ungarin Ambrus dem aufkommenden Erfolgsdruck mit einem souveränen 3:0 gegen Urban stand, und Mädchen-Nationalspielerin Mantz trumpfte mit einem 12:10, 11:7 gegen Struse auf. Im dritten Satz glich die 16-jährige dann ein 6:8 aus, und wehrte beim 8:10 auch den ersten Satzball ihrer überaus erfahrenen Gegnerin ab. Mit einem knappen 11:9 blieb Struse im Geschäft, die ein 11:9 nachlegte. Beim 3:3 im fünften Durchgang nutzte Struse das Time-out, um noch einmal Konzentration zu tanken. Mit einem 11:8 gewann die 41-jährige, vielfache Deutsche Meisterin und große Damen des deutschen Tischtennissports das Duell der Generationen zum 4:2-Pausenstand.

Einen extrem wichtigen Zähler markierte dann Winter mit einem in der Höhe unerwarteten 11:5, 11:9, 11:8 gegen Xu. Für die Nummer zwei der Gäste bedeutete dies erst Niederlage Nummer zwei nach dem Sprung ins obere Paarkreuz. Tan-Monfardini erwischte nicht ihre stärkste Tagesform, sodass ihr 6:11, 12:10, 6:11 und 9:11 gegen Hongi das 3:5 brachte und die Retourkutsche der SV näher rückte.

Ambrus sprang dafür in die Bresche, denn die 20-Jährige Ungarin gab beim 11:7, 11:9, 11:7 eine Galavorstellung gegen Struse. Im zweiten Durchgang ließ Struse die Möglichkeit zum Satzausgleich nach einem 6:3 ungenutzt.

Auf Mantz lastete nun die ganze Verantwortung, ob sich der Aufsteiger noch über ein Unentschieden freuen durfte oder eben die angedrohte Revanche kassierte. Mit einem 11:4, 5:11, 11:4 legte Urban den Grundstein zum doppelten Punktgewinn für ihr Team. Doch sie hatte die Rechnung ohne Mantz gemacht, die mit einem 11:4, 9:6 den Konter ansetzte und mit einem 11:8 das leistungsgerechte Remis erreichte.

"Wir sind glücklich über das 5:5. Es war ein langer Kampf, alle Spiele bewegten sich auf gutem Niveau. Darüber freuten sich auch unsere Fans, die Stimmung war fantastisch. Wenling erwischte nicht ihre beste Tagesform, sie kam mit dem System von Xu überhaupt nicht klar. Sabine ging diesen Vergleich viel offensiver an, ihr Topspin setzte sich durch, sodass Xu nur wenig Chancen erhielt. Eine gute Mannschaftsleistung führte zu einem gerechten Ergebnis", sagte SV DJK-Trainer Zsolt Hollo zufrieden.

"Ein Sieg lag für uns im Bereich des Möglichen, schon das Doppel von Nicole und Alexandra hätte nach einem 10:8 und 10:9 im dritten und vierten Satz kommen können. Ohne den Einzelsieg von Nicole gegen Chantal hätten wir wahrscheinlich sogar verloren. Nach einem 7:3 und 7:7 führte die Cleverness und die Routine Nicole zum Erfolg. Hongi lieferte sich mit Wenling ein Kampfmatch, das sehr kraftraubend durch lange Wege war, und für Yanhua war gegen Sabine kein Kraut gewachsen. Den Hut muss ich vor der Leistung von Krisztina ziehen, die sehr gut spielte, auch Chantal zog ihre Taktik am Ende erfolgreich durch. Sie verhinderte mit langen Bällen gegen Alexandra ihre Nachteile im Kurz-Kurz-Spiel. Letztendlich können auch wir mit dem Unentschieden leben", erklärte SV-Betreuer Ingo Gotsch.


TUSEM Essen - ttc berlin eastside: 6:2

Gastgeberinnen überrennen den Gegner

In den beiden zurückliegenden Vergleichen hatte sich der TUSEM Essen gegen den ttc berlin eastside mit 3:1 Punkten viel Selbstbewusstsein erarbeitet, das sich beim famosen 2:0-Doppelstart erneut herauskristallisierte. Wesentlich deutlicher als in der ersten Saisonhälfte punkteten Shi Qi/Yin Na gegen das Abwehrduo Irene Ivancan/Polina Mikhaylova. Für ein überraschendes 13:11, 11:7, 13:11 sorgten Elke Schall-Süß/Barbora Balazova gegen Georgina Pota/Petra Lovas.

Zum 4:0 überrollten dann Schall-Süß und Shi Qi die konsternierten Gäste. Die TUSEM-Spitzenspielerin gewann 11:9, 7:11, 11:6 und 14:12. Nach einem 8:10 und 11:10 stiegen die Hoffnungen bei der defensiv orientierten Ivancan, aber ihre Gegnerin ließ nicht locker. Pota musste einmal mehr einräumen, dass ihr einfach nicht die entsprechenden Mittel gegen die Chinesin beim 7:11, 9:11, 12:14 zur Verfügung stehen.

Nur langsam erwachten die Bundeshauptstädterinnen aus ihrer Starre.

Mikhaylova fuhr dann haarscharf den einzigen Punkt vor der Pause mit einem 11:7, 5:11, 11:7, 1:11, 12:10 gegen Balazova ein. Dabei lag die Russin schon 10:6 in Führung, und beim 10:10 hatte die Slowakin ein spektakuläres 6:0 auf dem Schläger. Dafür wurde Yin Na für ihren unbändigen Kampfgeist nach einem scheinbar aussichtslosen 3:11, 6:11, gegen Lovas mit einem 11:2, 11:6, 13:11 belohnt. Zweimal wehrte die Ungarin die drohende Niederlage noch ab.

Pota trug mit dem 3:0 gegen Schall-Süß noch einen Hauch zur Ehrenrettung der Berlinerinnen bei, aber Ivancan ging 4:11, 6:11, 11:7, 5:11 mit fliegenden Fahnen gegen Shi Qi unter.

"Das lief ja noch viel besser als gedacht. Ein sehr schöner Nachmittag. Wahrscheinlich hat der ttc wirklich Manschetten vor uns. Barbora hätte schon alles klar machen können, aber bei ihr läuft es momentan nicht so gut. Ihre Körpersprache ist entsprechend. Dafür wollte Yin Na den Sieg unbedingt, und sie hat gefightet bis zum letzten Ball. Den Sieg haben wir uns absolut verdient", freute sich TUSEM-Manager Martin Buhr.

"Da fehlen mir die Worte, die Leistung war unmöglich. Es kam überhaupt keine Kampfstimmung auf. Das lag sicherlich daran, dass der Mannschaft die Veränderungen in der kommenden Saison bekannt sind. Eine andere Erklärung kann ich mir einfach nicht vorstellen", zeigte sich ttc-Trainerin Irina Palina hochgradig enttäuscht.

Martina Emmert

Quelle: DTTB