TTSV Saarlouis-Fraulautern e.V.

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Das Ende einer Ära

Das erfolgreichste Kapitel der Vereinsgeschichte ist zu Ende

Als Martina Tock im Jahr 1996 die Position der 1. Vorsitzenden übernahm, lagen die größten Erfolge die Tischtennisabteilung des SV 09 Saarlouis-Fraulautern bereits 13 Jahre zurück. Dem Aufstieg der Herrenmannschaft 1972 in die zweithöchste deutsche Spielklasse folgte 1983 der erstmalige Aufstieg der Damen in die 2. Bundesliga.

Unter der Regie von Martina Tock und dem damals 2. Vorsitzenden Heinz Falk wurde in enger Abstimmung mit dem saarländischen Tischtennis unter der Führung von Hermann Leinenbach Ende der 90er die Zusammenarbeit mit dem Verband deutlich ausgebaut. Die größten saarländischen Talente sollten in Fraulautern bestmöglich gefördert und über die Spielklassen hinweg mit einer guten Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und jungen Talenten an die südwestdeutsche und deutsche Spitze herangeführt werden.
Nach langer Abstinenz gelang der 1. Damenmannschaft die Rückkehr in die Regionalliga. Die Grundlage für den neuerlichen Erfolg, das in Kooperation mit dem STTB entwickelte Jugendförderkonzept, wurde 1999 mit der Hermann-Neuberger-Plakette für außergewöhnliche Talentförderung ausgezeichnet.
Im Jahr 2000 trennte sich die Tischtennissparte vom Sportverein Fraulautern ab und gründete unter Vorsitz von Heinz Falk den TTSV Saarlouis-Fraulautern. 2001 folgte die Aufnahme in die Spitzensportförderung des Saarlandes. Im gleichen Jahr gewann der TTSV Saarlouis-Fraulautern mit dem grünen Band der Dresdner Bank einen deutschlandweit renommierten Preis für vorbildliche Jugendarbeit.

Mit dem ersten großen Etappenziel, dem Aufstieg in die 2. Bundesliga, wurde in 2003 ein weiterer großer Meilenstein erreicht. Mit großem Elan, Engagement und viel Schweiß und Blut gelang es dem Vorstand, ein Team aus international erfahrenen Spielerinnen und jungen Saarländerinnen zusammenzustellen, das über die kommenden Jahre zu einer festen Größe der 2. Liga heranreifen sollte. Unter Führung von Spitzenspielerin Jasna Reed entwickelte sich im Hexenkessel der Fraulauterner Tischtennisschule über Jahre eine Erfolgsstory, die nach dem Bundesliga-Rückzug des ATSV Saarbrücken aus der Bundesliga viele Jahre im saarländischen Tischtennis nicht mehr für möglich gehalten wurde.
Doch nicht nur die erste Damenmannschaft sorgte für Furore sondern auch die bis zu 4 weiteren Damenmannschaften setzten das Konzept der Integration junger Talente weiter fort - teilweise hatte der TTSV gleich 4 überregional agierende Teams - was bis dato nur zwei Vereinen in Deutschland gelang: Fraulautern und dem TTC Langweid.

Nach dem erneuten Aufstieg der 1. Damenmannschaft - diesmal in die 1. Bundesliga - wurden 15 Jahre Spitzentischtennis in Fraulautern durch die beiden Vize-Meisterschaften 2012 und 2013 gekrönt.
Dann der erste Schock: der TTSV zieht sein Bundesliga-Team 2013 aus hauptsächlich finanziellen Gründen aus der Bundesliga komplett zurück und ein Großteil des Vorstandes stellte sich nicht zur Neuwahl - Helmut Schwarz übernimmt die Führung.

Auf die Talentförderung der vormals zweiten Damenmannschaft, die danach unfreiwillig zur ersten wurde, hatte dies zunächst keinen Einfluss. Mit Ann-Sophie Daub und Carolin Freude begeistert eine neue Generation saarländischer Talente in der Regionalliga und schafft überraschend auf den letzten Drücker den Aufstieg in die neu gegründete 3. Bundesliga, wo man sich nach einer sensationell auf Platz 5 katapultieren kann.

Dann die nächste Hiobsbotschaft: auch die 3. Liga ist finanziell nicht mehr zu stemmen und das Team soll in der Regionalliga den Neuaufbau wagen.
Mit Ann-Sophie Daub wechselt eine erste Spielerin aufgrund mangelnder Planungssicherheit den Verein. Es folgen Wochen zwischen Hoffen und Bangen und der Versuch den gerade einmal mittleren 4-stellige Etat für die Regionalliga zusammenzubekommen - eine, wie man meinen sollte lösbare Aufgabe wenn man bedenkt, dass der Etat für die 1. Bundesliga im sechsstelligen Bereich lag und sich einige der Vereinsmitglieder bereiterklärt hatten, aus eigener Tasche 80% der notwendigen Summe beizusteuern.
Dann vergangene Woche der finale Paukenschlag: Leider gelang es den Verantwortlichen nicht, die Finanzierungslücke schließen zu können.

Spitzenspielerin Egle Stuckyte bekam mitgeteilt, dass ihr Vertrag nicht verlängert werden kann. Carole Hartmann zieht es zurück zu ihrem Heimatverein Echternach, Nikola Jäckel wechselt zum frisch aufgestiegenen Regionalligisten TTV Rimlingen-Bachem.
Seit gestern ist es nun traurige Gewissheit: mit Carolin Freude wechselt auch die letzte noch verbleibende Spielerin der Drittligamannschaft des TTSV selbigen und schließt sich aufgrund mangelnder sportlicher Perspektiven und Planungsunsicherheit ebenfalls Rimlingen-Bachem an.

Nach fast 20 Jahren nationalem und internationalem Spitzentischtennis in Fraulautern geht eine Ära und die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte zu Ende.

In der kommenden Saison wird der TTSV nur noch mit zwei Mannschaften am Spielbetrieb teilnehmen und erstmalig seit 1998 unterhalb der Regionalliga auf Punktejagd gehen.
Ein aus Vereinssicht tragisches Ende stellt für die Region und das Tischtennis-Saarland perspektivisch ein großes Problem dar: Fraulautern war in den letzten 20 Jahren der einzige Verein, der von Kreisliga bis Bundesliga auf allen Ebenen den perfekten Nährboden für die Entwicklung saarländischer, nationaler und internationaler Talente bieten konnte. Die mittelfristigen und langfristigen Perspektiven im Verein haben durch den Zusammenbruch der 1. Damenmannschaft massiv Schaden genommen. Die Ereignisse der vergangenen drei Jahre erfordern einen kompletten Neuaufbau des Damen-Bereichs. Ob dieser Kraftakt in den kommenden Jahren gelingen kann und man zumindest mittelfristig den letzten noch verbleibenden saarländischen Talenten im Verein die perfekten Entwicklungsmöglichkeiten bieten kann, bleibt eine Frage, deren Beantwortung neben des Ausbaus des Jugendbereichs eine der dringendsten Anliegen des Vorstands werden muss.

Wir bedanken uns bei Egle, Carole, Nikola, Ann-Sophie und Caro für eine tolle Saison! Wir verlieren ein toll zusammen gewachsenes Team, von dem sich viele den sportlichen Aufschwung der Nach-Bundesligazeit erhofft hatten und das aufgrund der tragischen Rahmenbedingungen leider keine Chance hatte, die Fraulauterner Erfolgsstory weiter fortzuschreiben.

Was bleibt ist die Frage: Quo vadis, TTSV Saarlouis-Fraulautern?

Autor: fs